Stadt Leinfelden-Echterdingen

Filder Zeitung: Serie „Die Retter“ - Heißer Einsatz, kühler Kopf

Foto: U. Vollmer/FZ

In der Serie „Die Retter“ stellen wir Menschen vor, die anderen in schwierigen Situationen helfen. Heute: der Feuerwehrmann Carsten Zander aus Leinfelden-Echterdingen.

Online-Artikel Filder Zeitung vom 21.08.2015:

Leinfelden-Echterdingen - Vielleicht gibt es so etwas wie ein „Helfer-Gen“ ja tatsächlich. Carsten Zander jedenfalls will nicht ausschließen, dass manche Menschen mit dieser Neigung zum unermüdlichen Einsatz ausgestattet sind. Feuerwehrleute allerdings brauchen nach seiner Überzeugung mehr als ein heißes Herz, um sich selbstlos für andere zu engagieren: Zur Ausrüstung gehöre vielmehr ein differenziertes technisches Verständnis und zudem ein kühler Kopf, um bei Tag und Nacht „von null auf hundert“ die richtige Entscheidung treffen zu können.

Für Carsten Zander ist es genau diese Mischung, die ihn seit 20 Jahren an der Freiwilligen Feuerwehr L.-E. fasziniert. Als 18-Jähriger hatte er sich für seinen Ersatzdienst in der Abteilung Stetten auf zehn Jahre verpflichtet. Diese eher zufällige Kreuzung seines Weges mit den Aktivitäten der Wehr sei für ihn noch immer ein Glückstreffer, sagt der Quereinsteiger und nennt gleich mehrere Gründe. Zum einen wollte er schon als junger Mann etwas für jenen Ort tun, in dem er aufgewachsen ist und bis heute lebt. „Ich fände es schade, in Stetten nur zu wohnen oder hier allenfalls als Konsument unterwegs zu sein.“

Die zweite Heimat

Zum anderen erhoffte er sich über den Kreis der engeren Freunde hinaus ein paar weitere soziale Kontakte. Und nicht zuletzt fesselte ihn von Anfang an die große Bandbreite der Aufgaben. „Dieses Spektrum hat dazu geführt, dass mir die Feuerwehr zur zweiten Heimat geworden ist“, stellt der diplomierte Bankbetriebswirt fest.

„Es geht ja nicht nur um den klassischen Zimmerbrand“, beschreibt er die Aufgabenvielfalt. Ein bedeutender Teil der jährlich rund 250 Einsätze in der Gesamtstadt sei vielmehr technischer Natur und reiche von der Ölspur bis zum Sturm- und Hochwasserschaden, vom abgedeckten Dach bis zur Katze auf dem Baum, von der Türöffnung im Auftrag der Polizei bis zum Verkehrsunfall mit durchaus belastenden Eindrücken.

„Helfen ist ein unbeschreibliches Gefühl“

„Wenn man dann aber helfen kann, ist das ein unbeschreibliches Gefühl“, sagt der Zugführer, der zudem als Ausbilder tätig ist und bereits zum zweiten Mal für fünf Jahre zum Fachberater für die Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr im Landkreis bestellt worden ist. „In dieser Funktion werden wir als Ansprechpartner zu größeren Einsätzen gerufen, etwa mit Todesopfern, um den Hilfskräften vor Ort den Rücken frei zu halten.“

„Manchmal bekommen wir sogar ein Danke-Kärtle“, stellt der Zugführer schmunzelnd fest. Ein besonders schönes Feedback hatte sich ein Lkw-Fahrer ausgedacht, der zwei Stunden lang aus seinem zerbeulten Führerhaus hatte geschnitten werden müssen: Der Genesene revanchierte sich mit einem Besuch samt Vesper.

Positive Aspekte für den Beruf

Zander würde sich freuen, wenn auch der eine Interessent oder die andere Neugierige ihr Zögern überwinden und bei den Feuerwehrkameradinnen und -kameraden unverbindlich vorbei schauen würde – etwa bei der Hocketse der Abteilung Stetten an diesem Wochenende. „Alle Fragen werden beantwortet“, versichert Zander und behauptet halb im Scherz, keinen Grund zu kennen, der einem Engagement entgegen stünde.

Natürlich müssen sowohl die Partner als auch die Arbeitgeber mitspielen. Zander verbindet mit dem Job bei der Feuerwehr allerdings auch positive Aspekte für den Beruf: „Man entwickelt sich persönlich weiter“, sagt er, „Man lernt, mit neuer Technik umzugehen, erwirbt soziale Kompetenzen und qualifiziert sich bei der Wehr eventuell für eine Führungsaufgabe.“

Und natürlich schätzt der Feuerwehrmann auch das freundschaftliche Miteinander der Aktiven. „Wir sind Teil der Stadt und gehören zu einem internationalen Netzwerk.“ Kein Urlaub im In- und Ausland, wo Carsten Zander nicht bei seinen Kollegen anklopfen würde.