Stadt Leinfelden-Echterdingen

Alle Informationen über die Feuerwehr stammen aus der eigenen Fest­zeit­schrift von 1998, Berichten von Hauptversammlungen sowie dem Stadtlexikon der Stadt Leinfelden- Echterdingen. Da zeitliche Angaben teilweise, insbesondere um die Jahre vor 1900 unterschiedlich sind, wird sich hierbei auf die eigenen Quellen bezogen.

 

Chronik der Abteilung Musberg

Die Feuerwehr Musberg vor 1923

Freiwillige Feuerwehren im heutigen Sinn gab es vor über 100 Jahren genauso wenig, wie Wasser­leitungen. In fast allen Gemeinden befanden sich Brunnen oder Wetten, die der Brandbekämpfung dienten. Wenn ein Feuer ausbrach, eilten alle Bürger zum Brandplatz und versuchten mit Löscheimern das Feuer zu bekämpfen. 1738 hatte die Gemeinde einen Bestand von ca. 70 Eimern. Jeder neue Bürger musste einen Feuereimer anschaffen oder bezahlen (Kosten ca. 40 Kreuzer; ab 1808 1 Gulden und 20 Kreuzer).

1524 fand zum ersten Mal das „Leinfelder Ämtle“ Erwähnung. Eine Einrichtung zwischen den Gemeinden und dem Oberamt Stuttgart. Zu dieser Einrichtung gehörten die Gemeinden Musberg, Leinfelden, Oberaichen, Unteraichen, Stetten, Hof, Weidach und Rohr. Innerhalb dieser Einrichtung fand auch das Feuer­lösch­wesen statt.

1717: Erste Feuerspritze für das Leinfelder Ämtle sowie eine Feuerleiter und Feuerhaken für Musberg.

1821: Das Leinfelder Ämtle löst sich auf und jede Gemeinde erlangt vollständige Selbst­ständig­keit. Beschaff­ung einer eigenen Fahrfeuerspritze (zusammen mit Leinfelden, Rohr, Oberaichen und Unter­aichen) die im Rathaus Musberg unter­gebracht war.

1865: Patentsaugfeuerspritze mit Hydrophors und Wasserkasten wird gekauft (Her­stell­ung Fa. Kurz/ Stuttgart). Diese ist heute noch im Besitz der Freiwilligen Feuer­wehr. Daraufhin wird eine Neu­ein­teil­ung der Bedienmannschaft notwendig: 3 Spritzen­meister, 16 Mann zum Pumpen, 7 Buttenträger und vier Stellvertreter.

1886: Am 2. Juni beschließt der Gemeinde- und Bürgerausschuss die Pflichtfeuerwehr in einem Stab mit 5 Zügen zu gliedern, da im Vorjahr die Bildung von Pflichtfeuerwehren durch die Landesfeuerlöschordnung verpflichtend wurde. Die Pflichtfeuerwehr bestand aus 88 Mann. Dennoch waren weiterhin nach ergang­ener Aufforderung alle Einwohner zur Lösch­hilfe verpflichtet sowie auch alle Männer zwischen dem 20. und 42. Lebensjahr feuer­wehrpflichtig waren.

Zu dieser Zeit gab es 3 laufende Brunnen sowie 5 Pump- und Schöpfbrunnen, die zur Brand­be­kämpfung genutzt wurden. Im Notfall konnte auch auf den Reichen­bach zurückgegriffen werden.

1893: Bau eines Wasserreservoirs am Mühlweg.

1898: Bau einer Pumpstation am Örlesweg (durch die Brauerei Leicht), die noch bis Ende 1997 in Betrieb war, und einer Wasserleitung nach Vaihingen.

1905: Erste Wasserleitung mit 30 Hydranten durch den Ort.

Durch den Ausbau der Wasserleitungen wurde auch die Mannschaftstärke immer größer. Im Jahr 1912 war die Mannschaft bereits 100 Mann stark. Diese Zahl konnte aber, auch auf Grund des ersten Weltkrieges, nicht gehalten werden, wodurch sich 1917 wieder alle Bürgerinnen und Bürger am Brandplatz einzufinden hatten.

1919 gab es unter der Leitung des Kommandanten Otto Elsäßer eine Neuorganisation. Das Wort Pflicht wurde durch Freiwilligkeit ersetzt. So arbeitete die Aufsichtsbehörde des Oberamtes 1921 schon auf die Gründung einer Frei­willligen Feuerwehr hin.

Kommandanten der Pflichtfeuerwehr:

Karl Lorenz (1887 – 1890), Jakob Elsäßer (1890 – 1905), Adam Wiederoder (1905 – 1912), Karl Vogel (1912 – 1919), Otto Elsäßer (1919 – 1923)

Die Freiwillige Feuerwehr in Musberg

Am 28. März 1923 erklärten sich 49 Männer bei der Gründungsversammlung im Rathaussaal bereit, der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten. In der Hauptversammlung am 27. Mai 1923 wurde die neue Satzung angenommen, die am 6. Juni 1923 vom Gemeinderat bestätigt wurde.

Bei der neuen Wehr konnte sich jeder körperlich tüchtige und unbescholtene männliche Einwohner zwischen 18 und 40 Jahren für mindestens 5 Jahre verpflichten. Die Wehr hatte jetzt eine Stärke von 83 Mann.

Im Jahr 1935 wurde die Wehr auf 3 Züge mit insgesamt 68 Mann reduziert. 1936 war die Wehr, nach mehreren Umstellungen, nur noch 36 Mann stark. Der erste Löschtrupp galt als Betriebsfeuerwehr der Firma MHZ. Ab jetzt wurde auch der „Einheitsfeuerwehrmann“ ausgebildet.

Nachdem die Feuerwehrgeräte bisher in einem Schuppen untergebracht waren, konnte im Rahmen der Schulhauserweiterung 1938/39 im Schulhof ein Feuer­wehr­magazin gebaut werden. 

Durch die beiden Luftangriffe während des zweiten Weltkrieges in den Jahren 1942 und 1944 wurden in Musberg unzählige Gebäude beschädigt oder zerstört. Auch die Feuerwehr musste wiederaufgebaut werden.

Bei der ersten angeordneten Übung durch Karl Stäbler im September 1945 erschienen 24 Mann. Bereits ein Jahr später konnte die Mannschaft wieder 50 Mann aufweisen.

In den Jahren 1948 – 1950 wurde das Feuerwehrmagazin wiederaufgebaut und zusätzlich in den Jahren 1954 – 1956 mit einer Schlauch- und Trockenanlage ausgestattet.

1955 erhielt Musberg, als erste Gemeinde des Kreises Böblingen, das Klein­lösch­fahrzeug KLF 6 mit Vorbaupumpe. Dies war ein großer Fortschritt für die Musberger Wehr.

Im Jahr 1963 konnte die Freiwillige Feuerwehr Musberg auf ihr 40-jähriges Bestehen zurückblicken. Höhepunkt war die Hauptübung an der Eichbergschule, an der auch die neu gegründete Werksfeuerwehr der Firma MHZ teilnahm sowie ein Festumzug mit über 1000 Feuerwehrleuten.

Ein großer Schritt in der Entwicklung war die Anschaffung des neuen Tank­löschfahrzeuges TLF 16 im Jahr 1966, das in einer angemieteten Scheuer in der Karlstraße untergebracht war. Gleichzeitig wurde dieses Ereignis mit der Anschaffung einer Fahne aus Spenden der Wehrmänner gekrönt.

Das Jahr 1966 begann mit der Inbetriebnahme der Weckerlinie am 03. Januar. Das war eine Verbindung aller Feuerwehrangehörigen durch eine Art Telefon­leitung, durch diese es möglich war alle Feuerwehrangehörigen mit Hilfe eines Ring­alarms in Marsch zu setzen. Zwei Schleifen mit insgesamt 30 Weckern sowie 8 Meldern standen zur Verfügung.

Eine Übung besonderer Art war das Inbrandsetzen eines Gebäudes bei der alten Ziegelei. In historischer Kleidung wurden am 1. April 1970 die Löscharbeiten unter der Regie des Süddeutschen Rundfunks, der das Spektakel auf Film festhielt, in Angriff genommen.

Ein absoluter Höhepunkt in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Musberg war der Bau des neuen Feuerwehrhauses. Am 27. September 1971 erfolgte der Spaten­stich durch Bürgermeister Rainer Häußler.

Das Jahr 1972 war ein sehr ereignisreiches. Es stand sowohl das 50-jährige Jubiläum mit Kreisfeuerwehrtag im Juni sowie die feierliche Eröffnung des Feuerwehrhauses am 1. Juli an, welches nach vollständigem Innenausbau im November dann endlich bezogen werden konnte.

 

Fotos: Richard Löchel und Fotoarchiv FW Musberg