Das Feuerwehrhaus der Abteilung Stetten
Am Samstag, den 23.03.2024 war es um 14 Uhr endlich soweit! Wir konnten uns im neuen Feuerwehrhaus mit dem sogenannten „Status 2“ einsatzbereit melden. Seitdem rücken wir von der Jahnstraße 40 zu den Einsätzen in Stetten und ganz LE aus.
Der Spatenstich zum Neubau fand am 19.05.2022 statt. Die offizielle Einweihung der Räumlichkeiten konnte am 14.04.2024 begangen werden. Das Gebäude wurde nach DIN 14092 „Planungsgrundlagen für Feuerwehrhäuser“ konzeptioniert und individuelle Ansprüche und Anforderungen berücksichtigt. Die Hybridbauweise, bestehend aus Beton und Holz, vereint Langlebigkeit und Nachhaltigkeit. Die hinterlüftete Fassade wurde aus Zedernholz realisiert. Das mehrschalige Außenwandkonstrukt hält im Sommer die Hitze draußen und im Winter die Wärme drinnen. Im Inneren des Gebäudes wechseln sich robuster Sichtbeton und helles Holz ab. Elemente in Oxidrot und Anthrazitgrau runden das Konzept ab. Die Dachfläche wurde begrünt und beherbergt eine Photovoltaikanlage, die von den Stadtwerken Leinfelden-Echterdingen betrieben wird. Bei Stromausfall kann das Gebäude über die Netzersatzanlage weiter betrieben werden. Diese verfügt über eine Leistung von 63 kVA und einen Kraftstofftank für einen 72-stündigen Betrieb unter Volllast.
Unsere Freiwillige Feuerwehr wird in der Breite von ehrenamtlich tätigen Einsatzkräften getragen, die sich durch stetiges Üben fit halten und ihre Fertigkeiten und Kenntnisse fortwährend erweitern. Dazu ist eine zweckmäßige und bedarfsgerechte Ausstattung, aber auch eine funktionale Unterkunft wichtig. Der Aufbau des Gebäudes orientiert sich am sogenannten Alarmweg. Also an dem Weg den die ehrenamtlich tätigen Feuerwehrangehörigen im Alarmfall zurücklegen. Dabei wird das Feuerwehrhaus, vom PKW-Parkplatz auf der Gebäuderückseite, über den Alarmeingang betreten. Alternativ betreten diejenigen die mit dem Fahrrad oder zu Fuß oder kommen das Feuerwehrhaus über den Haupteingang.
Beide Zugänge führen auf geradem Wege in die Umkleide. In der Umkleide angekommen erhält man, während des Umziehens, über Digitalfunk und ein sogenanntes Wachalarmdisplay alle Informationen der Feuerwehrleitstelle, die zum jeweiligen Einsatz vorliegen. Nach dem Anlegen der Einsatzkleidung geht es auf geradem Wege in die Fahrzeughalle. Von dort aus rücken die Einsatzkräfte zur Jahnstraße hin aus.
Diese Alarmausfahrt ist von der Zufahrt zum PKW-Parkplatz getrennt, sich kreuzende Verkehrswege gibt es nicht, es sind keine Stufen oder Absätze vorhanden, alles ist übersichtlich und großzügig gestaltet. Nach dem Einsatz nutzen die Einsatzkräfte den Gräbleswiesenweg, um wieder in die Halle zu gelangen. Es muss nicht mehr rangiert werden. Die gesamte Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft kann, unabhängig von der Witterung, innerhalb der Fahrzeughalle erfolgen. Für praxisnahe Vorbereitungen zur Übung ist ein kleiner Schulungsraum direkt von der Fahrzeughalle aus zu erreichen.
Das Gebäude wurde am 12.11.2024 mit dem Preis für „Beispielhaftes Bauen im Landkreis Esslingen“ ausgezeichnet. Der Neubau wurde dabei als einer von 22 Preisträgern von 96 eingereichten Arbeiten ausgezeichnet. Die Jury lobte dabei vor allem die hohe Funktionalität und Aufenthaltsqualität des Gebäudes, die klare Gliederung der einzelnen Bereiche und den hervorragenden Beitrag zum Städtebau, der beispielgebend aufzeigt, wie die Herausforderung zur bewussten Platzierung eines Funktionsgebäudes inmitten eines Ortes gelingen kann.
Das Obergeschoss
Im Obergeschoss steht ein großer Saal für den Übungs- und Ausbildungsdienst zur Verfügung. Dieser kann je nach Bedarf durch eine Trennwand unterteilt und separat genutzt werden. So können Besprechungen und Unterrichtseinheiten unabhängig voneinander stattfinden. Mit Hilfe von moderner Medientechnik können theoretische Grundlagen vermittelt werden. Diese können dann auf dem Übungshof hinter dem Gebäude unmittelbar praktisch angewandt werden. Auch die Dachterrasse und der außenliegende Treppenraum sind so ausgelegt, dass hier Einsatzszenarien geübt werden können.
Darüber hinaus bietet das Gebäude eine Aufenthaltsqualität, die für die Motivation der ehrenamtlich tätigen Feuerwehrangehhörigen nicht zu unterschätzen ist.
Der Fahnenschrank im Schulungsraum beherbergt unsere Feuerwehr Fahne aus dem Jahre 1970. In den 1960er Jahre kam bei der Stettener Feuerwehr der Wunsch nach einer eigenen Fahne auf. Um sich die Fahne mit den handgestickten Motiven leisten zu können, beschloss die Feuerwehr ein Theaterstück einzustudieren und mit der Theateraufführung Geld zu verdienen. 1969 konnte das Theaterstück in der alten Turnhalle aufgeführt werden. Genau da wo einst die alte Turnhalle stand, steht heute unser neues Feuerwehrhaus. Die Fahne hat also jetzt dort ihren dauerhaften Platz gefunden, wo einst der Grundstock für ihre Beschaffung gelegt wurde. Eine Fügung des Schicksals oder einfach nur Zufall?
Um eine zeitnahe Hilfeleistung sicher zu stellen, gibt es in Leinfelden-Echterdingen in jedem Stadtteil eine eigene Feuerwehr Abteilung. Mit dem Ziel, den Grundschutz im jeweiligen Stadtteil sicherzustellen und sich bei Bedarf gegenseitig zu unterstützen. Das neue Feuerwehrhaus wird wesentlich zu einer effektiven Gefahrenabwehr und zu einem attraktiven Feuerwehrdienst beitragen.
Über den reinen Einsatz- und Übungsdienst hinaus bietet das neue Gebäude die Möglichkeit einer Identifikation und bildet so auch einen Ort der Gemeinschaft.
Wenn die Silhouette des Gebäudes heute noch neu und ungewohnt erscheint, so wird sie bald schon untrennbar zu Stetten gehören und nicht nur für die Feuerwehr- und DRK-Angehörigen ein Stück Heimat sein. Der Platz hinter dem neuen Gebäude kann auch für kulturelle Veranstaltungen wie z.B. das jährlich stattfindende Feuerwehrfest (Hocketse) genutzt werden.
Mit unserem neuen Feuerwehrhaus haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wir freuen uns darauf, als Feuerwehr noch professioneller Arbeiten zu können, als wir das bisher schon getan haben.
Unser Wunsch für die Zukunft:
Möge uns der Neubau verlässliche Dienste im Notfall leisten, aber auch motivierende Heimstätte des Gemeinwesens sein. In diesem Gebäude sollen Freundschaft und Hilfsbereitschaft zu Hause sein, um ein kameradschaftliches Miteinander zu leben und dem Gemeinwohl zu dienen.
Feuerspritze von 1888
Unsere historische Feuerspritze, die im Jahre 1888 von der Gemeinde Stetten auf den Fildern gekauft wurde, ist heimgekehrt. Die aus dem Gründungsjahr der Stettener Feuerwehr stammende Feuerspritze war aus Platzmangel jahrzehntelang ausgelagert.
Wir freuen uns sehr, dass unser wichtigstes Exponat, als historischer Kontrast in das moderne Gebäude intergiert werden konnte.
Kunst im Feuerwehrhaus
Der Stuttgarter Künstler Ivan Zozulya, Teilnehmer beim kunsthub 2023, hat im Treppenhaus des neu eröffneten Feuerwehrhauses ein Kunst am Bau Projekt geschaffen. In seiner großformatigen Wandmalerei Backward Growth sucht er - basierend auf unterschiedlichstem Archivmaterial - nach einem Sinnbild für die langjährige Geschichte der Feuerwehr in Stetten. Dabei bleibt er seiner künstlerischen Praxis treu, die sich durch einen hohen Wiedererkennungswert auszeichnet. Mit Siebdrucken arbeitet er direkt auf der Wand und schafft durch die Verwebung von Farbverläufen, verschiedenen Spuren und fließenden Formen, Moireeffekten, Fotografien, cartoonartigen Figuren und 3D-Modellen einen neuen suggestiven Bildraum, der verschiedene Orte, Zeiten und Assoziationen zusammenführt. Ausgehend von der Wandmalerei hat Zozulya außerdem Papierarbeiten angefertigt, deren Erlösen die Reparatur eines Feuerwehrautos finanzieren, welches im Anschluss in Poltowa, in der Ukraine Einsatz findet. Dabei handelt es sich nicht nur um die Partnerstadt von Leinfelden-Echterdingen, sondern auch um den Geburtsort des Künstlers.
Schon im alten Feuerwehrhaus hing das Gemälde des ehemaligen KEF (Kleineinsatzfahrzeug). Es wurde von Chrissie Weller, Angehörige der Abteilung Stetten, gemalt. Das Gemälde ist klassisch Acryl auf Leinwand und hat Chrissie in rund 20 Stunden reiner Arbeitszeit erstellt. Im November 2020 hat sie es der Abteilung Stetten überreicht und geschenkt.
Natürlich hat dieses wundervolle Bild nun wieder einen Ehrenplatz im unserem “kleinen Raum” erhalten.
Das alte Haus 1954 - 2024
Mit dem Bau der Haldenschule 1954 wurde auch ein neues Feuerwehrmagazin erstellt, das seinerzeit am 21.05.1955 in Betrieb gegangen war. Über die Jahre breitete sich die Feuerwehr dort immer mehr im "Keller" des Gebäudes aus. Ursprünglich befanden sich dort Räume für den Werkunterricht.
Anfang der 1990er Jahre schrieb der damalige Abteilungskommandant einen "Brandbrief" und wies auf die Zustände im Gebäude hin. Daraufhin wurden erste Voruntersuchungen in Auftrag gegeben. Mehrere Vorstöße für einen möglichen Feuerwehrhaus-Neubau scheiterten.
Nach Einstellung des Schulbetriebs, wurden der Feuerwehr weitere Räumlichkeiten im Obergeschoss der ehemaligen Haldenschule zugestanden. Am 21.09.2007 konnte die dringend benötigte Erweiterung um ein Büro und teilweise Modernisierung des Feuerwehrhauses in Betrieb genommen werden. Größer werdende Einsatzfahrzeuge machten dann auch Optimierungen an der Fahrzeughalle erforderlich. Um eine normgerechte Stellplatzsituation zu schaffen, war zwischenzeitlich angedacht einen Hallenteil an das alte Gebäude anzubauen. 2016 bereiteten eindringendes Niederschlagswasser und Schimmel im Umkleidebereich zusätzliche Probleme.
Die Möglichkeit eines Neubaus wurde erwogen.
Die insgesamt beengten Platzverhältnisse und die marode Bausubstanz des Gebäudes aus den 50er Jahren sprachen dafür. Das Thema kam im Gemeinderat auf die Agenda. Es folgten intensive Debatten über einen möglichen Standort. Alternativen wurden in Betracht gezogen, Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen und gewissenhaft geprüft. Das Rennen gemacht hat dann das Areal auf dem bisher die baufällige, alte Turnhalle stand. 2019 konnte der Planungsbeschluss gefasst werden.