Von Philipp Braitinger (Stuttgarter Zeitung vom 6.9.2023)
Alles läuft nach Plan. Was früher keine Nachricht wert gewesen wäre, kann inzwischen beim Thema Bauen fast als Besonderheit gelten. Die Arbeiten für das neue Gebäude für die Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz in Stetten biegen auf die Zielgerade ein. Zum Jahresende soll alles fertig sein. „Das Vorhaben schreitet gut voran“, sagt Tania Santos. Sie ist im Hochbauamt die Abteilungsleiterin für Bauprojekte und Bauunterhalt. Als letztes werde die Technik im Gebäude fertiggestellt. Dann kann die Feuerwehrabteilung ihren Umzugstermin festzurren – vermutlich im Januar.
Den Umzug von der alten Feuerwache an der Weidacher Steige möchte die Feuerwehr an nur einem Tag vollziehen. Die Einsatzfähigkeit werde nicht leiden, verspricht der Stettener Abteilungskommandant, der Oberbrandmeister Matthias Herthneck. Er blickt dem Umzugstag gelassen entgegen. „Ich sehe keine große Herausforderung“, sagt er. Die 62 Feuerwehrleute der Stettener Abteilung freuten sich auf die neue Heimat. Besonders praktisch ist die Durchfahrtshalle für die großen Feuerwehrfahrzeuge. Das Rangieren und das Rückwärtseinparken entfallen zukünftig. Die Wagen fahren nämlich vorwärts über den Hof in die Fahrzeughalle ein. Beim Ausrücken werden die Tore an der Jahnstraße geöffnet, sodass geradeaus hinausgefahren werden kann.
Und das ist nicht die einzige Verbesserung, die das neue Gebäude bietet. Im Alarmfall gelangen die Feuerwehrleute zukünftig ohne Umwege von außen in die Umkleideräume, wo sie ihre Schutzkleidung für den Einsatz anlegen. Bereits beim Umkleiden informiert ein Bildschirm darüber, was die Feuerwehrleute am Einsatzort erwartet. Gespeist wird das Display von der Leitstelle in Esslingen, wo auch die Notrufe eingehen. „Früher musste man dafür immer noch ein Funkgespräch führen“, so Herthneck.
Die Fassade ist weitgehend fertig. Nun geht es an den Innenausbau, sagt die Projektleiterin Corinna Weber. Im Innern des Hauses sieht es derzeit noch nicht besonders wohnlich aus. „Nächste Woche kommen die Bodenbeläge“, sagt die Projektleiterin. Neben der großen Fahrzeughalle gibt es Büros, Besprechungsräume, eine Werkstatt und Technikräume. Eine Besonderheit sei die Hybridbauweise des Gebäudes. Hybrid deshalb, weil das Haus nicht ausschließlich aus Beton, sondern teilweise auch aus Holz besteht. Verkleidet ist die Fassade mit Zedernholz, das durch die Witterung in den kommenden Jahren dunkler werden wird.
Der große Vorteil des neuen Gebäudes ist, dass es vollständig auf die Bedürfnisse der Feuerwehr zugeschnitten ist, erklärt der Abteilungskommandant Herthneck. „Das neue Feuerwehrhaus garantiert optimale Abläufe im Einsatz- und Übungsdienst“, meint er. Das jetzige Feuerwehrhaus sei einst eine Schule gewesen. Nach und nach habe die Feuerwehr dort Teile des Gebäudes übernommen. Den Komplex teilte sich die Feuerwehr mit einem Kindergarten, dem Roten Kreuz, der Volkshochschule und dem Jugendforum. „Improvisation und Platzmangel waren an der Tagesordnung“, sagt der Feuerwehrmann.
Der bisherige Nachbar, das Rote Kreuz, wird ebenfalls in das neue Gebäude an der Ecke Jahnstraße und Gräbleswiesenweg umziehen. Die Organisation litt ebenso wie die Feuerwehr unter der Raumstruktur. So war für die Fahrzeuge des Roten Kreuzes am Standort an der Weidacher Steige beispielsweise kein Platz mehr, sodass die Fahrzeuge an einem anderen Standort in Stetten untergebracht werden mussten. Im neuen Gebäude haben die Rettungskräfte nun eine Fahrzeughalle mit einigen angrenzenden Räumen. Was aus den frei werdenden Räumen an der Weidacher Steige wird, ist noch offen.
Ein klein wenig Wehmut könnte aber nach fast 70 Jahren am alten Standort beim einen oder anderen Feuerwehrangehörigen mit dem Umzug doch noch aufkommen. „Sicher erinnert sich jeder Feuerwehrangehörige an schöne Erlebnisse rund um das alte Feuerwehrhaus“, meint Herthneck. Die Vergangenheit wollen die Feuerwehrleute auch am neuen Standort nicht aus den Augen verlieren.
Ein optischer Höhepunkt im Innern des Hauses soll ein Ausstellungsraum mit einer historischen Feuerspritze aus dem 19. Jahrhundert werden, die einst von Pferden an den Einsatzort gezogen wurde. Sowohl von der Fahrzeughalle als auch vom Versammlungsraum aus soll das geschichtsträchtige Gerät gut zu sehen sein.
Wehr mit langer Tradition
Neubau: Begonnen wurden die Bauarbeiten im Mai des vergangenen Jahres. Die reinen Gebäudekosten beziffert die Stadt auf 6,7 Millionen Euro. Hinzu kommen Kosten für die Freiflächen und die Photovoltaikanlage, sodass der gesamte Komplex am Ende rund 7,5 Millionen Euro kosten könnte.
Feuerwehr Stetten: Die Feuerwehr im Leinfelden-Echterdinger Stadtteil Stetten blickt auf eine lange Tradition zurück. Sie wurde 1848 gegründet. Derzeit zählt sie 62 Aktive. Die Führung der Abteilung Stetten besteht seit 2016 aus dem Abteilungskommandanten Matthias Herthneck und seinem Stellvertreter Patrick Stephan.